Good Bye FCI

von Sandra Lindberg6. Januar 2024
WDS

An einem sengend heißen Tag im August 2023 bestieg ich mit meinem Shar Pei, PanHu, einen Zug nach Genf, um an der World Dog Show teilzunehmen. Meine Gefühle waren eine Mischung aus Vorfreude und Unsicherheit. Fünf Tage auf einer Ausstellung mit über 20.000 Hunden, mitten in einer extremen Hitzewelle, klangen nicht gerade nach einem Urlaub.

In diesen fünf Tagen tauchten wir in eine surreale Welt ein, schwankten zwischen Staunen und Schock. Es war mein erstes großes Ereignis, seitdem ich mich intensiver mit dem Thema Qualzucht beschäftigte. Jeden Tag durchstreifte ich das Ausstellungsgelände mit offenen Augen, beobachtete und reflektierte.

Ich führte Gespräche mit zahlreichen Ausstellern und Besuchern, diskutierte sogar die Bedenken von Showrichtern, die ihre Welt von Aktivisten in Europa bedroht sehen. Vor allem jedoch begegnete ich unzähligen Hunden, die für mich die dringende Notwendigkeit unterstrichen, meine Arbeit gegen gesundheitliche Probleme in der Zucht fortzusetzen.

Gedanken

Auf dem Rückweg nach Hause konnte ich nicht umhin, darüber nachzudenken, wie sich meine Perspektive im Laufe der Jahre verändert hatte. Was hatte diese Veränderung bewirkt?

Vor einigen Jahren hatte ich fest daran geglaubt, dass der Weg zu gesunder und verantwortungsvoller Zucht ausschließlich über nationale Verbände, die der FCI (Fédération Cynologique Internationale) angehören, führt. Das Erhalten meines offiziellen Kennel Zertifikats erfüllte mich mit Stolz.

In den vergangenen Jahren habe ich Gespräche mit vielen Züchtern und Shar Pei-Besitzern geführt, habe aktiv als Zuschauer und Teilnehmer an verschiedenen Ausstellungen teilgenommen. Ich habe zahlreiche Studien zur Zucht, Genetik und Gesundheit gelesen und mich von Experten auf diesem Gebiet beraten lassen.

Seit in einigen europäischen Ländern die Qualzucht Diskussion laut und intensiv geführt wird, verfolge ich sie und nehme auch gerne aktiv daran teil. Vor allem habe ich mir in diesem Zusammenhang die Reaktionen der FCI, bzw. ihrer Mitgliedsländer und deren angeschlossener Vereine angeschaut. 

Entscheidung

Während meiner Zeit in Genf habe ich nicht nur die Hunde meiner Rasse genau unter die Lupe genommen; ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, ob ich das FCI-System weiterhin mit reinem Gewissen unterstützen kann. Die Antwort war klar: Ich kann es nicht. Ich kann mich nicht mit einem System identifizieren, das gravierende Gesundheitsprobleme und genetische Defekte herunterspielt und das Leiden von Hunden einfach toleriert.

Ich kann nicht Teil eines Systems sein, in dem FCI-Richter und Züchter die Wissenschaft und Forschung einfach abtun, weil sie nicht mit ihren Meinungen übereinstimmen.

„Kontrollierte Rassehundezucht ist keine Qualzucht“, sagt ein deutscher VDH Shar Pei Club und belügt zukünftige Shar Pei Besitzer, die in bester Absicht einen Welpen mit FCI Stempel kaufen wollen. 

FCI Zuchtclubs hatten so viele Jahre Zeit etwas zu ändern an ihrem züchterischen Verhalten, doch weiterhin wird aktiv mit Hunden gezüchtet, die Träger von den in der Rasse bekannten „Defektgenen“ sind auch wenn dies gegen das Tierschutzgesetz verstösst. Denn in Deutschland fällt jeder Shar Pei, der einfacher oder doppelter Anlageträger ist, für auch nur eins der beiden mit SPAID im Zusammenhang stehenden Defektgene, laut §11b TierSchG in die Kategorie Qualzucht. 

Ethik & Leid

Dieses Problem betrifft nicht nur Shar Pei; es betrifft zahlreiche Rassen. Aus ethischer Sicht kann ich dieses System nicht länger unterstützen, da es zumindest im Moment keine Bereitschaft zeigt, die drastischen Maßnahmen zu ergreifen, die weiteres Leiden bei so vielen Rassen verhindern könnten.

In diesem Sinne sage ich sehr bewusst „Good Bye FCI“. 

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